Kritik der Arztbewertungsportale
Arztbewertungsportale scheinen auf den ersten Blick nützlich zu sein.Aus hausärztlicher Sicht hier ein paar kritische Anmerkungen.
Kein Pro und Kontra. Während in Parlamenten, in Gerichten, bei Markus Lanz oder Sabine Christiansen, das Prinzip von Rede und Gegenrede herrscht, was bei der Urteilsbildung hilft, fehlt dieses bei arztkritischen Beiträgen.Eine Entgegnung des Arztes ist nicht möglich, ja verboten, da dies gegen die ärztliche Schweigepflicht verstößt.
Schweigepflichtsentbindung. Wäre zwar prinzipell denkbar, führte aber zum Tabubruch und zum gläsernen Patienten, also sicher nicht wünschenswert.
Will der Arzt sich selber mit der Kritik auseinandersetzen, weiß er nicht, auf welchen Fall sie sich bezieht, da die meisten Beiträge anonymisiert sind.
Für einen Außenstehenden, der den Kritisierenden nicht kennt, ist es ohnehin schwierig den Beitrag einzuordnen. Was wäre, wenn Molières eingebildeter Kranker eine Bewerung abgäbe: jene, die ihn für gesund erklären würden vernichtend kritisiert, wohingegen die Quacksalber, die ihn ausbeuten, in höchsten Tönen gelobt würden.
Für viele langjährige Patienten ist der Hausarzt zur wichtigen Bezugsperson geworden.Die Portale begünstigen dagegen ein Ärztehopping, eine Art Speed-Dating, was in einer bereits hoch individualisierten Gesellschaft für viele destabilisierend wirken könnte.
Mein Tipp: Konfrontieren Sie den Arzt mit Ihrer Unzufriedenheit. Es könnte der bessere Weg sein.